Die Menge der unerzwungenen Fehler sind für Tabilo das größte Problem in diesem Match (33). Zudem gewinnt Sinner 30 Prozent der Punkte bei eigenem Return. Der Weltranglisten-Erste lässt trotz schwankender Aufschlagquoten kein einziges Service-Game anbrennen und zieht verdient in die nächste Runde ein.

Sinner lässt seinen ersten Match-Punkt liegen, kann den Zweiten aber nutzen, da Tabilo einen seiner vielen Fehler zeigt.

Sinner startet mit zwei unerzwungenen Fehlern in dieses Spiel, bleibt aber am Ball und erkämpft sich den Einstand. Danach legt der Südtiroler vor, sprintet quer die Grundlinie entlang und erläuft einen weit entfernten Ball. Den legt er kurz hinter das Netz, sodass Tabilo den Ball nicht mehr hoch genug zurück spielen kann.

Sinner gewinnt dank einer Vorhand-Longline ein völlig ungefährdetes Aufschlagspiel. Tabilo fehlt weiterhin auf der Rückhand die richtige Länge in den Schlägen.

Im letzten Spiel hat Tabilo offensichtlich wieder Selbstvertrauen getankt. Dieses Aufschlagspiel bereitet dem Chilenen keine Schwierigkeiten und er lässt Sinner ohne Punktgewinn hinter sich.

Sinner bringt sich selbst in eine schlechte Ausgangslage. Auf seinen dritten Doppelfehler im Match folgt eine Vorhand ins Netz. Tabilo wird daraufhin etwas zu aggressiv und schlägt seine Vorhand hinter die Grundlinie. Ein unbeantworteter Aufschlag durch die Mitte und ein gewonnenes Netz-Duell bringen den Weltranglisten-Ersten zurück ins Spiel. Tabilo glänzt zwar nochmal durch einen eingesprungenen Return-Winner auf der Rückhand, doch das Break gelingt ihm nicht.

Tabilo sieht nicht so aus, als würde er hier noch an seine Chance glauben. Die Anzahl seiner Unerzwungenen Fehler ist viel zu hoch (26) und er strahlt nicht mehr die Lockerheit der ersten Spiele aus. Nur knapp kann er einen Break-Ball abwehren und sein Aufschlagspiel verteidigen.

Den ersten Ballwechsel verliert Sinner, weil er während seiner Vorhand etwas zu viel Kraft aus der Rotationsbewegung seines Oberkörpers in den Schlag setzt. Es bleibt sein einziger Fehler in diesem Aufschlagspiel. Tabilo hingegen legt zu wenig Kraft in seine Schläge und hängt in den Seilen.

Was für ein grandioses Return-Spiel von Sinner! Der 22-Jährige holt sich jeden einzelnen Punkt. Er hat seinen Sweet-Spot gefunden und brilliert mit einem Vorhand-Winner, bei dem er die Rückhand umläuft und den Ball Inside-Out exakt auf die letzte Ecke legt.

Sinner muss weiterhin auf seinen zweiten Aufschlag zurückgreifen, den Tabilo aber viel zu selten zu seinem eigenen Vorteil nutzen kann. Der Titelverteidiger bringt nur einen einzigen seiner ersten Aufschläge ins Feld, gibt aber keinen Punkt an Tabilo ab.

Erneut beginnt der Satz mit einem Aufschlagspiel des Chilenen. Tabilo beendet die Runde mit einem Ass nach Außen und zeigt keinerlei Anzeichen von fehlendem Selbstvertrauen.

Lange Zeit hat Sinner Schwierigkeiten damit, seinen ersten Aufschlag ins Feld zu bringen und steht zwischenzeitlich bei einer Quote von 23 Prozent. Die korrigiert er bis zum Ende auf 46 Prozent. Elf seiner 24 ersten Aufschläge bleiben unbeantwortet und zeigen was Tabilo droht, wenn der Südtiroler einen Gang höher schalten kann. Tabilo serviert zu Beginn gut, verliert aber das eine entscheidende Aufschlagspiel und kann sich davon nicht erholen.

Mit einem Peitschenhieb über 207 km/h beginnt Sinner dieses Aufschlagspiel und serviert sein drittes Ass im Match. Zeit für ein viertes Ass lässt er sich noch, dann hat er den ersten Satz in der Tasche und geht in Führung.

Tabilo verlängert den ersten Satz und gewinnt sein Aufschlagspiel. Er hält die Ballwechsel extrem kurz und hat beim einzigen längeren Schlagabtausch (9 Schläge) den längeren Atem.

Obwohl Sinner längst noch nicht am Limit spielt und weiterhin an seiner Aufschlagquote zu knabbern hat bestätigt er sein Break. Tabilo leistet sich noch zu viele Unerzwungene Fehler und verschätzt sich teilweise in der Risiko-Kalkulation.

Sinner zeigt in diesem Spiel seine Return-Qualitäten und hat zum ersten Mal mehrere Break-Bälle zur Verfügung. Tabilo versucht den Rhythmus der Ballwechsel durch einen Stopp-Ball zu verändern, kann Sinner damit aber nicht überrumpeln. Der Weltranglisten-Erste riecht den Braten früh und holt sich durch einen Vorhand-Passierball am Netz das erste Break im Match.

Tabilo scheut in diesem Match kein Risiko und nimmt einen zu kurzen Stopp-Ball ziemlich gelassen hin. Bis jetzt hat der Chilene mehr Winner geschlagen (6:3), gleichzeitig aber auch mehr Unforced Errors (9:6) auf dem Zettel.

Nach 20 Minuten Spielzeit beginnt Sinner mit seinem dritten Aufschlagspiel. Sobald er nach Außen auf die Rückhand von Tabilo serviert, fehlt dem Chilenen das Timing und die Präzision für einen passenden Return. Die Quote seiner ersten Aufschläge liegt bei unter 30 Prozent und wird den Weltranglisten-Ersten noch wurmen. Auf Break-Bälle wartet das Publikum aber weiterhin.

Tabilo sieht in seinen Aufschlagspielen weiterhin komfortabel aus. Spielwitz lässt er ebenfalls aufblitzen, als er einen Sinner-Return mit einem unerwarteten Stopp-Ball kontert und für den Südtiroler unerreichbar hinter das Netz platziert.

Seinem Aufschlag vertraut Sinner noch nicht wirklich und auch im zweiten Aufschlagspiel unterläuft ihm ein Doppelfehler. Wiederkehrende Windböen zwingen ihn sogar dazu, seinen Service-Ablauf zu unterbrechen. Obwohl sein erster Aufschlag noch zu selten im Feld landet, verteidigt er sein Service-Game relativ souverän.

Einfach sind die Wetterbedingungen nicht. Die Fahnen wehen recht kräftig und auch die Shirts der Spieler flattern im Wind. Sinner retourniert den Aufschlag des Chilenen trotzdem gut, doch Tabilo findet mit seiner wuchtigen Vorhand weiterhin die offenen Ecken während der Ballwechsel.

Sinner testet beim ersten Aufschlag nach Außen die Rückhand des Chilenen und findet die erste Lücke. Danach fehlt dem Weltranglisten-Ersten kurz die richtige Höhe beim Service und bringt drei Aufschläge in Folge nicht über das Netz. Tabilo kann das allerdings nicht nachhaltig für sich nutzen, denn seine Rückhand wackelt ein weiteres Mal.

Tabilo serviert im ersten Spiel und verlegt im ersten Ballwechsel direkt einen Vorhand-Slice hinter die Grundlinie. Aus dem Konzept lässt sich der Chilene dadurch nicht bringen. Nach seinen Aufschlägen bleibt er aktiv und sucht via Winner schnell und erfolgreich das schnelle Ende der Rallyes.

Letztes Jahr holte Jannik Sinner den Titel in Montreal. Damals hatte der Südtiroler bis zu seinem Finalsieg gegen Alex de Minaur (6:4, 6:1) nur einen einzigen Satz abgegeben. Als Titelverteidiger gewann der 22-Jährige in der ersten Runde problemlos gegen Coric (6:2, 6:4).

Noch nie gab es auf der ATP-Tour ein Match zwischen Sinner und Tabilo. Der Chilene gilt zwar als Außenseiter, hat in den ersten beiden Runden gegen Tiafoe (6:4, 6:2) und Sonego (6:4, 6:2) aber seine starke Form präsentiert.

Jannik Sinner verpasste die Olympischen Spiele wegen einer Mandelentzündung und hatte deshalb keine Chance auf die Goldmedaille. Dennoch ist der 22-Jährige in diesem Jahr der herausragende Akteur auf der Tour. Der Italiener hat die Spitze der Weltrangliste übernommen und 43 Matches auf der ATP-Tour gewonnen (nur 4 Niederlagen). Alejandro Tabilo spielt allerdings ebenfalls sein bestes Profi-Jahr, war zwischenzeitlich in den Top-20 zu finden (19.) und hat seine ersten beiden Karriere-Titel errungen.

Ein nie enden wollender Regen hat jegliche Matches am gestrigen Freitag verhindert. Die Konsequenzen tragen die Spieler. Der Gewinner dieser Begegnung muss nur wenige Stunden später auf den Centre-Court zurückkehren und bereits das Viertelfinale bestreiten. Eine solche Dichte hat Sinner beispielsweise zu einem Rückzug im Doppel gezwungen.

Herzlich willkommen zum Achtelfinale zwischen Jannik Sinner und Alejandro Tabilo bei den National Bank Open 2024! Das Match findet auf dem Centre-Court statt, gleich im Anschluss der Partie zwischen Kokkinakis und Hurkacz.